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Rasseportrait Friese

das Rasseportrait einer der beliebtesten, wenn auch vom Namen her bei „Nichtpferdeleuten“ recht unbekannten Pferderasse; der Friese.

Es gibt wohl kaum einen Menschen, der bei dem ersten Anblick eines Friesen nicht inne hält und genauer hinschaut, vielleicht sogar plötzlich an die Märchen oder auch an Bücher wie „Black Beauty“ aus seiner Kinder- und Jugendzeit denkt.

Das Friesenpferd, liebevoll die „Schwarzen Perlen Frieslands“ genannt, ist die einzige reinrassige Pferderasse der Niederlande, genauer gesagt stammt es aus der heutigen Provinz Friesland, daher auch der Name.
Auffallend ist, natürlich, sein äußeres Erscheinungsbild, angefangen bei seiner schwarzen „Lackierung“ die natürliche hohe Aufrichtung und das wichtigste für viele, die lange wallende Mähne.

Was die wenigsten Menschen wissen, der Friese sah nicht immer so aus wie wir ihn heute kennen.

Die erste Beschreibung eines Pferdes, dass dem Erscheinungsbild eines Friesen ähnelt stammt aus der Zeit der Römer. Es wird ein Pferd erwähnt das nicht besonders schnell aber ausdauernd, nicht sehr groß mit kurzen kräftigem Gliedmaßen und das wohl charakteristischste zur Wiedererkennung, eine lange Mähne die beidseitig vom Hals herabhängt und ein Schweif der bis zum Boden reicht. Bei Ausgrabungen fand man, neben Hausrat und ähnlichem auch Pferdeschädel und Knochen. Nach eingehender Vermessung und Analyse dieser Funde, stellte man fest das es ein „Friesisches Pferd“ bereits im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung gegeben hat.

Die erste Blütezeit des Friesenpferdes war das Mittelalter, aufgrund seiner kräftigen, nicht zu großen Statur war es hervorragend als Streitross geeignet. Zudem war es auch noch recht repräsentativ durch sein äußeres Erscheinungsbild.

Gezüchtet wurden sie zu dieser Zeit hauptsächlich von Mönchen. Im 13. Jahrhundert wurden sie auch auf deutschen Märkten gehandelt, dies ist schriftlich belegt und auch nicht ungewöhnlich, gehörte doch zu dieser Zeit Friesland zum Bistum Münster.

Das Friesenpferd erfuhr im Mittelalter auch die einzige Veredelung seiner Rasse. Zum einen durch das Einführen von Pferden aus dem Mittelmeerraum während der vielen Kreuzzüge, aber vor allem durch die Besatzung der Niederlande durch Spanien. Dieser Krieg dauerte 80 Jahre und war von 1568 bis 1648. Durch die mitgeführten spanischen Hengste kam so PRE-Blut zu den Friesen. Diese Hengste wiederum führten recht viel orientalisches Blut (Araber) mit sich, da Spanien im 8. Jahrhundert ja seinerseits durch die Mauren besetzt war.

Der edle Kopf mit den ausdrucksstarken Augen und die erhabenen Bewegungen zeugen von der Einkreuzung der spanischen Pferde.

Der Friese wurde selbstverständlich nicht nur als Streitross verwendet, er eignete auf Grund seiner Erscheinung vorzüglich als „königliches Geschenk“ an Fürstenhäuser in ganz Europa.
Eine der ersten Zeichnungen die einen Friesen darstellen stammt von 1568. Sie zeigt den Hengst „Phryso“ von Don Juan van Ostenrijk (Österreich), gezeichnet von Jan van der Straat. Dieser Hengst ist auch der Namensgeber der Verbandszeitschrift des F.P.S

Im 16. Jahrhundert wurde es in den Fürstenhäusern „in“, selbst edle Pferde zu züchten. Eine große Rolle spielte auch dort das spanische Pferd. Ein weiteres, sehr beliebtes Pferd damaliger Zeit ist der heute ausgestorbene „Neapolitaner“, er war die Ausgangsrasse für den „Kladruber“ und die „Lippizaner“. Der Neapolitaner entstand aus Einkreuzung des spanischen Pferdes in das englische Vollblut. So kann man mit fug und recht behaupten das der Kladruber und auch der Lippizaner recht nah mit dem Friesen verwandt sind.
Im Jahre 1974 wurde der Friese, übrigens nach 1771 zum zweitenmal, zur Veredelung des Knabstrubers eingesetzt, Der bekannteste Friesenhengst der in Kladruby, so der Name des Gestütes, eingesetzt wurde war Romke 234. Er war dafür zuständig das die Population des fast ausgestorbenen schwarzen Kladruber wieder anstieg und auch das schwarz wieder etwas dunkler wurde. Kladruber gibt es nur als Schimmel oder Rappen.

Im späteren Mittelalter verlegte sich die Zucht des inzwischen auch Landwirtschaftlich eingesetzten Pferdes immer mehr zu den Bauern. Dies muß man als erste von zwei Rettungen vor dem Aussterben dieser Rasse werten. Wäre die Zucht weiterhin bei den Fürstenhäusern verblieben wäre der Friese wohl unweigerlich ausgestorben weil ab dem 18. Jahrhundert an den Fürstenhäusern immer weniger geritten wurde und das fahren in eleganten Kutschen in Mode kam.
Dafür wurden ganz andere Pferde benötigt, denn zu dieser Zeit war der Friese noch recht weit vom heutigen Erscheinungsbild entfernt, er war viel gedrungener,als die in Mode kommenden, leichteren, dänischen Traber.
Auch mit dem Friesen wurden zu dieser Zeit Trabrennen durchgeführt, denn er war als flotter Traber bekannt. Das waren die sogenannten „Harddraverrennen“, die es auch heute noch gibt.
Dank seiner Trabeigenschaften ist der Friese auch Mitbegründer der Rasse des „Orlowtrabers“, die sich auf zwei Friesenstuten aufbaut.

Ab ca. 1800 wurde die Friesenzucht, trotz ihres sehr guten Rufes im Ausland, an den Fürstenhöfen immer mehr zurückgestellt zugunsten des z.B. „Oldenburger-Ostfriesischen Types“, heute noch als „Alt-Oldenburger“ bekannt und anderen Rassen wie Knabstruber oder auch Spanischen Pferden.

Außerdem wurde bemängelt sie seien zu groß, die Hufe zu flach (für das aufkommende Pflaster auf den Straßen daher nicht geeignet).
Der Bedarf an Pferden war zwar da, aber die Friesenzucht konnte kein Kapital dort herausschlagen, zumal auch zu dieser Zeit „Geld nicht stank“ und die besten Deckhengste in das Ausland verkauft wurden.
Es wurden zwar einige Zuchtbestimmungen erlassen wie z.B. eine Mindestgröße von 1,52 m für Deckhengste um die Rasse weiterhin zu sichern. Aber dies führte nicht zu dem erhofften Erfolg und wurde daraufhin nach einigen Jahren wieder verworfen.

Gegen Ende des 19. Jahrhundert waren es, wie bereits viele Jahre zuvor, wiederum die Landwirte welche die rettenden Maßnahmen ergriffen um „5 Minuten vor 12 Uhr“ die Rasse vor dem Aussterben zu bewahren.

Im Jahre 1879 wurde das Friesenpferdestammbuch, „Friesch Paarden Stamboek“ gegründet. In diesem Stammbuch, dem ersten der Niederlande, waren im Jahre 1880 (nur) noch 16 Hengste und 28 Stuten friesischer Rasse registriert. Doch da die ausländischen Pferde immer mehr auf dem Vormarsch waren, verliefen die enthusiastischen Versuche der Mitglieder sozusagen im Sande. Im Jahre 1908 waren nur noch 10 (!!) Deckhengste im Einsatz. Zu allem Unglück wurden die Statuten des Stammbuches aufgeweicht und die Unterscheidung zwischen den einzelnen Rassen bzw. Einkreuzungen fielen weg, alle wurden nur noch unter dem Begriff „Pferde“ eingetragen, es schien als sein nun endgültig das Ende der Rasse besiegelt.
Der Hengstbestand schrumpfte im Laufe der Jahre auf vier (1910) und 1913 gab es nur noch diese drei Deckhengste: Prins 109 P, Ava 113 und Friso 117 P.

Um noch zu retten was zu retten war gründeten einige Stammbuchmitglieder den Verein „Het Friesche Paard“, Aufgabe des Vereines war es, gute Hengste anzukaufen und sie in kompetente züchterische Hände zu geben.
Man hatte nämlich mittlerweile erkannt das da nicht einfach eine Pferderasse am aussterben war sondern ein Stück Kulturgut, die einzige inländische Pferderasse.
Da in der Landwirtschaft immer noch Bedarf an Arbeitspferden war wollte man diese Chance nutzen. Innerhalb von 20 Jahren wurde das Zuchtziel so stark verändert wie in letzten 200 Jahren nicht. So entstand der Friese wie wir ihn heute kennen.

1915 wurden die Stammbücher wieder getrennt, alle Fremden und Einkreuzungen in separaten Büchern weitergeführt. Auch die Durchnummerierung wurde wieder angepaßt so dass der mit der Nr. 373 eingeschriebene Hengst die 119 bekam weil der letzte eingeschriebene Hengst vor Zusammenlegung im Jahre 1907 die 118 hatte.
Mit dieser Zurücksetzung des Stammbuches auf den alten Stand wurde die wohl einschneidenste Zuchtbestimmung eingeführt, ab sofort wurden nur noch schwarze Hengste eingetragen!! Ja genau, Friesen waren nicht immer nur schwarz, es gab sie in allen Farben, sogar als Schimmel, um 1700 herum waren nur rund 50% der Friesen schwarz, bei Gründung das Stammbuches 1879 gab es noch 10% andersfarbige Friesen. Die letzte braune Stute wurde 1928 in das Stammbuch eingetragen.

Maßgeblich an der Zuchtumstellung beteiligt war der Hengst Aäron 114, als Vater der Mutterstute von Vredesticher127 und Arend 131 die beide Söhne von Paulus 121 waren. Alle heutigen Friesen führen das Blut dieser vier Hengste, das von Arend wird über über die Age 168 Linie und Tetman 205 Linie, Vredesticher über die Ritske 202 P Linie weitergegeben. Allen Linien gemeinsam ist das Blut von Paulus 123 und Aäron.
Alle weiteren Hengstlinien sind inzwischen ausgestorben und ihr Blut wird heute nur noch über diverse Stutenstämme weitergeben.
Diese Situation erklärt auch das größere Inzuchtproblem der Friesen anderen Rassen gegenüber. Heute liegt die Inzucht in der Regel bei unter 5%, in den 70er und auch in den 80er Jahren war eine Inzucht von 10% keine Seltenheit.

Da der Hengstbestand so tief abgesunken war dauerte es natürlich recht lange bis sich der Bestand erholt hatte, 1955 waren es immerhin schon 17 Hengste, 1962 23 Hengste.
Man atmete auf, da man es anscheinend geschafft hatte, allerdings machten mal wieder die technischen Errungenschaften, einen dicken Strich durch die Rechnung. Das Dieselroß, der Traktor, eroberte jetzt auch kleine Bauernhöfe. Der Bestand schrumpfte von 4000 Pferden im Jahre 1962 dramatisch auf 974 im Jahre 1967.
Doch diesmal reagierte man viel schneller. Etliche Züchter fanden sich zusammen und man ersann einen geschickten Werbefeldzug für das Friesische Pferd. Zusammen mit dem Reitverein „De Oorsprung“ zog man tagelang kreuz und quer zu Pferd durch die Niederlande. Dies war die Rettung, dank der immer größer werdenden Freizeit der Menschen und der wachsenden Beliebtheit des Freizeitreitens wuchs der Bestand nun kontinuierlich an, inzwischen werden 5000 Fohlen pro Jahr geboren, mit steigender Tendenz.
Inzwischen sind über 27.000 Friesenpferde im FPS registriert, um den Fortbestand der Rasse muß man sich wohl keine Sorgen mehr machen.
Bedanken müssen wir Friesenliebhaber uns bei den Züchtern die immer an das Friesenpferd glaubten und der strengen Zuchtauswahl des FPS, die trotz Umzüchtung und Bestandsaufbau nie die Rassetypischen Merkmale aus den Augen verloren. Denn ihr äußerliches Erscheinungsbild gepaart mit einem sehr guten Charakter und Temperament haben dafür gesorgt das der Friese nie „weg vom Fenster“ war.

Zum Schluß möchte Ihnen noch etwas über die Zucht im allgemeinen erzählen.

Die Zucht des Friesenpferdes ist eine in sich geschlossene Zucht, das bedeutet es kommt kein Blut von außen herein. Gepaart mit dem Problem das alle heutigen Friesen auf einen einzigen Deckhengst, wenn auch auf drei Linien verteilt, als „Urvater“ zurückgehen und das ganze grade mal 100 Jahre her ist, ist eine strengste Zuchtauswahl Grundvoraussetzung.

Jedes Jahr im Januar stellen sich junge Hengste ab drei Jahren der Körkomisson. Das ganze dauert drei Tage und zieht insgesamt über 15.000 Besucher in die FEC-Hallen in Leeuwarden . Am Donnerstag und Freitag ist die sogenannte „erste Besichtigung“. Die Pferde werden nochmals vermessen, müssen sich im Stand (Exterieur) und zwei Runden im Trab an der Hand vorstellen. Aus diesen in der Regel ungefähr 200 Hengsten werden dann die besten (meist nicht mehr als 25%, also rund 50 Hengste) für die zweite Besichtigung ausgewählt. Was man nicht vergessen darf, diese Hengste haben schon die diversesten Untersuchungen hinter sich bevor sie in Leeuwarden antreten dürfen. Das wären eine DNA-Untersuchung, eine Spermauntersuchung und ein Röntgenuntersuchung, und natürlich die obglitarische Vermessung, dreijährige müssen mindestens 1,58 m groß sein, vierjährige 1,60 m, erst wenn dort alles ok ist dürfen sie sich der Körkomission stellen.
Die DNA-Untersuchung ist nötig, da in sich in den 90er Jahren auf einmal die Geburten von Fuchsfohlen häuften. Da der Friese nicht immer schwarz war führt er teilweise auch noch andere Farbgene in sich. Da sich schwarz dominant vererbt merkt man davon meistens nichts. Aber unter ganz bestimmten Umständen, wenn beide Elternteile das Fuchsgen tragen, kann es zu Fuchsfriesen kommen. Dies ist natürlich unerwünscht und so werden die Hengste auf dieses Gen hin untersucht. Sollte ein Anwärter für die Körung dieses Gen tragen so wird er nicht zugelassen.
Am Samstag findet dann die zweite Besichtigung statt, die genauso abläuft wie die erste. Nun wird für die dritte Besichtigung selektiert, dies waren im Jahre 2004 17 Hengste. 2004 wurden alle 17 für die im März beginnende CO (Centrale Onderzoek = Hengstleistungsprüfung) angewiesen, es kann aber auch vorkommen das in der letzten Runde noch der eine oder andere Hengst rausfliegt. Aus diesen 17 Hengsten gingen 2004 fünf (!!) Deckhengste hervor.

Bei dieser Prüfung müssen sie sich nicht nur unter dem Sattel beweisen sondern natürlich auch vor einer Schleppe bzw. später dann auch vor der Kutsche. Zudem fließen, wenn inzwischen auch nicht mehr als eigener Kritikpunkt, der Charakter des Pferdes sowie sein Verhalten im Stall in die Bewertung mit ein. Mit Abschluß der CO ist die erste Hürde geschafft, aber ganz haben sie es noch nicht erreicht ein Vollwertiger Deckhengst zu sein.
Im Jahre 2007 müssen sich diese 5 Hengste, wenn nicht schon vorher einer aus trifftigen Gründen abgekört wurde, der sogenannten Afstamelingskeuring stellen. Für diese werden eine bestimmte Anzahl von Nachkommen der jeweiligen Hengste durch das FPS getestet. Sollte das Ergebnis negativ ausfallen, sprich die Komission kommt zu dem Ergebnis dass der Hengst die Zucht nicht nachhaltig verbessert wird er abgekört, das betrifft in der Regel noch einmal ein 1/3 der Hengste. So kann es sein das im Jahre 2007 von den 2004 neu gekörten Hengsten nur zwei oder drei übrig bleiben. Bis zum bestehen der Afstamelingskeuring haben die Hengste übrigens eine Deckbeschränkung auf 180 Stuten inklusive den ausländischen.

Aber auch sogenannten „Gutgekörten“ Hengste müssen sich jedes Jahr der Komission stellen. Dies ist nach der dritten Besichtigung und gleichzeitig Höhepunkt der gesamten Körung, davon ausgenommen sind nur Hengste über 14 Jahre, in Übersee stationierte Hengste und natürlich zum Zeitpunkt der Körung kranke Hengste. Diese werden dann von der Komission zu Hause besucht, fehlt ein Hengst „unentschuldigt“ so bekommt er so lange keine Deckerlaubnis bis er begutachtet wurde.
Die Körungen bzw. die Zuchtschauen für Stuten werden weltweit von einer Körkomission des FPS abgenommen. Nur so ist sicherzustellen das alle FPS-eingetragenen Friesen den gleichen, strengen Zuchtbestimmungen des Mutterstammbuches entsprechen, egal ob sie in Südafrika oder den USA. oder sonst irgendeinem Land gezüchtet wurden.

In Deutschland und den USA gibt es eine Besonderheit, hier gibt es zwei Friesenzuchtverbände, zum einen den dem FPS angeschlossenen DFZ (Deutschland) bzw. die FHANA in den USA und als zweiten den FPZV (Friesenpferdezuchtverband der auch in den USA vertreten ist). Der FPZV kört eigenständig aber nach ebenfalls strengen Regeln. Der FPZV erkennt im FPS eingetragene Pferde an und trägt sie bei Eintritt in den Verband auch in ihr Stammbuch ein, umgedreht erkennt das FPS im FPZV eingetragene Pferde nicht an. Ein Wechsel ist nicht möglich bzw. würde das Pferd nur in ein Beibuch eingetragen.

Ihnen ist vielleicht aufgefallen das weiter oben im Text hinter bestimmten Stammbuchnummern der Hengste ein „P“ steht. Dies ist die Abkürzung für „Preferent“ und bezeichnet einen Hengst der die Zucht nachhaltig verändert hat. Dieser (Ehren)titel wird nur auf Antrag des Besitzers und nach eingehender Prüfung durch das FPS vergeben. Zur Zeit gibt es nur einen lebenden Präferenten Hengst, Feitse 293 P (gestorben). Meistens wird diese Bezeichnung posthum vergeben. Das Brandzeichen dafür ist (war) eine Krone, denn seit 01.09.2001 ist das Brennen von Pferden in den Niederlanden verboten. Feitse trägt allerdings noch seine Krone auf dem Hals, er war das letzte Pferd in den Niederlanden das, unter reger Anteilnahme der Presse, kurz vor Mitternacht am 31.08.2001 vor Inkrafttreten des Gesetzes, seine Krone eingebrannt bekam.

Ab diesem Zeitpunkt in den NL geborene Pferde kann man nur noch an Hand des eingepflanzten Chips identifizieren. Sämtliche Auszeichnungen wie Preferent, oder bei den Stuten zusätzlich Model und Ster sind dann nur noch in den Papieren des Pferdes vermerkt. Vor dem chippen gab es eine ganz besondere, inzwischen ebenfalls verbotene, Methode die Pferde unveränderlich zu kennzeichnen; die Zungentätowierung. Hierbei wurde dem Pferd mit einer speziellen Zange seine komplette Stammbuchnummer auf die Unterseite der Zunge eintätowiert.
Auch wenn es ein wenig seltsam klingt, so hatte diese Tätowierung doch auch sein gutes. In der Stammbuchnummer ist unter anderem das Geburtsjahr enthalten, so konnte z.B. jeder potentielle Käufer überprüfen ob denn das Alter das der Verkäufer angibt stimmt, vor allem wenn die Papiere verloren gegegangen waren sehr wichtig. Ebenso konnten gestohlene Pferde leichter identifiziert werden. Hatte ein Pferd mindestens das F eingebrannt und keine Tätowierung konnte man fast mit 100%ger Sicherheit davon ausgehen das diese entfernt wurde und man vor einem gestohlenen Pferd stand.

Stuten haben es da doch ein wenig einfacher in das Stammbuch aufgenommen zu werden. Es werden ca. 90% der auf den sogenannten Fokdagen (Zuchtschauen) Stuten in das Stammbuch eingetragen. Nur wenn sie zu klein (unter 1,50 m) sind, zuviele / zu große weiße Abzeichen oder Taktunreinheiten im Gang haben bleibt ihnen die Eintragung verwehrt und sie bleiben im Fohlenbuch (Vb für Veulenboek) registriert.
Sehr gute Stuten können das Prädikat „Ster“(Stern, vergleichbar mit unseren Hauptstammbuchstuten) erhalten, das sind in der Regel nicht mehr als 1/3 eines Jahrganges. Sind Exterieur und Bewegung hervorragend wird die vorgestellte Stute zu „Model“ (Modell ungefähr wie unsere Staatsprämienstuten) erklärt, diese Hürde schaffen aber meist nur 15 – 20 Stuten pro Jahr und ist mit einem Test verbunden, ähnlich einer Hengstleistungsprüfung.

Darüberhinaus gibt es noch Auszeichnungen für die Zuchtleistung.
Zum einen ist dies Preferent (vergleichbar mit unseren Zuchtleistungsstuten) wenn sie mindestens 4 sogenannte Qualitätsnachkommen hat. Das wären Pferde die Ster-würdig (diese Auszeichnung wird auch an Wallache und seit neuestem an „normale“ Hengste vergeben) oder höher sind, Gekörte Deckhengste, Hengste die die zweite Besichtigung bei der Körung erreicht haben und natürlich Model-Stuten.
Die höchste Auszeichnung ist „Prestatiemoeder“ (Leistungsmutter), dafür müssen mindestens drei Nachkommen überdurchschnittliche Leistungen im Sport erbracht haben.
Auch diese Bezeichnung wird sehr oft Posthum vergeben, es gibt sehr wenige lebende Prestatiemoeder-Stuten

Die ehemaligen Brandzeichen sehen wie folgt aus:
F: ist für das Stammbuch (FPS)
FS: Ster, Stuten, Wallache, Hengste die nicht gekörte Deckhengste sind
FM: Model, Nur Stuten
Krone: Präferent, Stuten und gekörte Deckhengste, bei letzteren auf Antrag, die Krone wurde über die anderen Brandzeichen eingebrannt.

Bei einer Stute die alle ihr möglichen Auszeichnungen „abgeräumt“ hat würde das folgendermaßen aussehen: FS und darüber dann die Krone oder FM und die Krone.

Das heutige Einsatzgebiet des Friesen ist recht vielfältig. Er ist ein guter Freizeitkamerad, auch in der Dressur einsetzbar, der inzwischen abgekörte Deckhengst Adel 357 wird auf z.B. Grand Prix Niveau vorgestellt. Natürlich darf man das Fahren nicht vergessen, wohl die Sportart die als erstes mit dem Friesen in Verbindung gebracht wird. Durch seine Gelehrigkeit und auch seinem Lerneifer ist er auch aus der Showszene und aus Zirkussen nicht mehr wegzudenken.
Ein ganz besonderer Augenschmauß ist ein Friese vor einer Sjees, eine ganz spezielle hochbeinige einachsige Kutsche. Diese darf nur in original friesischer Tracht bestiegen und gefahren werden. Für die alten Originalkutschen aus dem 18. Jahrhundert besteht sogar einen eigenes Sjezen-Stammbuch.

Steckbrief

Größe:
Die meisten Friesenhengste sind zwischen 1,58 und 1,68 m groß, Stuten in der Regel fünf Zentimeter kleiner, es gibt aber auch Friesen die über 1,70 m groß sind, wobei dies nicht besonders erwünscht ist weil es zu Lasten des rassetypischen Exterieurs geht.

Farbe:
Friesen sind ausschließlich schwarz. Allerdings kann die Farbintensität je nach Abstammung schwanken. Es ist als Abzeichen lediglich eine kleine weiße Flocke oder Stern auf der Stirn erlaubt, etwas größer als ein 2 € Geldstück (so groß wie das frühere 5 DM Stück), sowie weiße Stichelhaare an den Lippen.

Herkunft:
Die Provinz Friesland in den Niederlanden

Verwendung:
Der Friese findet heute hauptsächlich Verwendung als Fahr- und Dressurpferd. Auch die Freizeitreiter werden mit ihm glücklich. Aus Schauprogrammen und Zirkussen ist er natürlich auch nicht mehr wegzudenken.

Exterieur:
Der Friese besitzt einen kleinen edlen Kopf auf einem hoch angesetzten Hals und eine breite Brust. Er hat einen mittellangen Rücken, eine runde, meist gespaltene Kruppe und dicke trockene Gelenke. Auffallendstes Merkmal ist die lange lockige Mähne, teilweise bis zum Vorderfußwurzelgelenk reichend, langer Schopf der bis auf die Nüstern reichen kann und der lange Kötenbehang an den Beinen, sowie ein langer, dichter Schweif.

Gänge:
Stark ausgeprägte Neigung zu taktreinen Gängen, Trab mit hoher „Knieaktion“, Der Galopp wird erhaben gesprungen, „Schaukelgalopp“.

Charakter:
Der Friese ist temperamantvoll, aber ehrlich, im Umgang sehr gutmütig (auch die Hengste), sehr menschenbezogen. Desweiteren ist er unheimlich neugierig, lernwillig und ehrgeizig.

Besonderheiten:
Der Friese ist ein Spätentwickler, man sollte ihn möglichst erst in einem Alter ab 4 Jahren einreiten, ein Friese ist erst rund 1-2 Jahre später fertig entwickelt als ein „normaler“ Warmblüter. In seinen jungen Jahren sollte man ihn mit Bodenarbeit Spazieren gehen oder mit ihm spielen, denn ein Friese will beschäftigt werden.
Er hasst es jeden Abend in der Reithalle die selben Reitübungen abzuspulen, dann kann es passieren das er seinen sturen Kopf durchsetzt und erst mal „motzig“ ist, Abwechslung ist angesagt.
Er kann bei falscher Behandlung auch schon mal nachtragend sein, dabei ist er aber nie bösartig. Er straft seinen Herrn dann z.B. mit Nichtbeachtung wo er ihn sonst freudig wiehernd begrüßt hätte.
Ebenso ist er auf seinen Herrn (Herrin) programmiert, es dauert ein wenig bis er ihn akzeptiert, aber ab dann hat man ein treues Pferd das alles für seinen Reiter tut, häufiger Reiter- oder Stallwechsel ist nicht das ideale für einen Friesen.
Seine bevorzugte Gangart ist der Trab, es kann auch schon einmal etwas länger dauern bis er rund und sauber galoppiert. Aufgrund seiner hohen Gänge ist der Galopp auch natürlich nicht sehr raumgreifend.

Gesundheitlich sollte man folgendes wissen, das Lungenvolumen eines Friesen ist auf Grund seines Körperbaus rund 1/3 kleiner als das eines gleichschweren anderen Pferdes.
Es ist auch schwieriger einen Friesen zu narkotisieren, er reagiert viel empfindlicher als andere Pferde auf eine Narkose, vor allen Dingen muß die Dosis verringert werden!!!
Aufgrund seines Kötenbehanges ist er natürlich auf nassen Wiesen anfälliger für Mauke, wichtig ist die tägliche Kontrolle, ebenso muß darauf geachtet werden das der Einstreu in der Box nicht zu feucht ist. Auch das Sommerekzem kann einem Friesen zu schaffen machen, das ist aber vor allem „Wohnortbedingt“, an der Küste kommt es weitaus weniger vor als in Mittelgebirgen.
Bei der Fütterung ist zu beachten, das dass Futter nicht allzu Eiweißhaltig ist.

Der Friese hat übrigens recht viele Rassen beeinflußt. Dies wären die bereits oben erwähnten Orlow Traber und die Kladruber. Aber auch im Shire Horse und im amerikanischen Morgan Horse fließt Friesisches Blut. Dies resultiert bei letzterem daraus das die Niederländer in den Anfangszeiten der USA dort ebenfalls stark vertreten waren. New York hieß früher z.B. Neu Amsterdam. Aber auch in Norwegen (Döle Pferd) und Schweden (Nord-Schwedisches Pferd) hinterlies er seine Spuren. Auch das vielfach „Mini-Friese“ genannte Mérens Pferd aus Frankreich führt Friesenblut. Bei den englischen Fell und Dales Ponies wird vermutet das auch sie von den Friesen beeinflußt wurden, 100% wissenschaftlich belegt ist dies allerdings noch nicht.

von Markus Neuroth

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